Constant Bliss In Every Atom III (Shane Drinion)

/ von Shane Drinion

/ nach Motiven von David Foster Wallace

2013 Feb


Constant Bliss In Every Atom (bliss: Glückseligkeit) zu spüren, ist ein Lebensprojekt, das uns allen angesichts unserer bisherigen Erfahrungen auf diesem Planeten ziemlich unmöglich erscheint. Was, wenn es doch möglich wäre? Wenn man dafür aber auf fast alles, was man kennt und liebt und was man bisher für Glück gehalten hat, verzichten müsste? Wenn man aufhören müsste, die Langeweile zu bekämpfen und sich stattdessen mit ihr verbündet? Und würde man einen, der so lebt, dann noch glücklich nennen oder wäre er ein wandelnder Toter?

David Foster Wallace hat, bevor er sich im Jahr 2008 von schweren Depressionen zerrüttet das Leben nahm, in seinem Fragment gebliebenen letzten Roman The Pale King eine Figur erschaffen, die zutiefst beunruhigend ist. Shane Drinion. Konstante Glückseeligkeit. Immer und in jeder Faser. Von außen betrachtet: einsam. Von außen betrachtet: maybe the dullest human being currently alive. Seine konstante Glückseligkeit wächst auf dem Friedhof unserer westlichen Lebensgewohnheiten und Glücksvorstellungen. Er ist radikal unscheinbar, beinahe ein Nichts. Unbemerkt von allen, hat er sich ein Königreich der Lebensfreude errichtet und die Probleme gelöst, mit denen sein Erfinder David Foster Wallace sich in seinem letzten Lebensjahrzehnt denkend und schreibend herumgeschlagen hat: Wie kann man das Erwachsenenleben mit all seinen Frustrationen und Routinen aushalten? Wie die Einsamkeit bekämpfen? Wie kann man, um Himmels willen, andere Menschen oder sogar sich selbst wirklich lieben?

Das Theaterkollektiv Shane Drinion hat sich nach Wallace’ Helden benannt. Sie haben Wallace’ Texte durch sich hindurch gehen lassen und mit eigenen Lebenserfahrungen konfrontiert, sie mit dem Körper und der eigenen Sprache erneut geschrieben, überschrieben und aus einem vorhanden Stück Literatur etwas Neues, Drittes erschaffen. Das so entstandene Stück Constant Bliss In Every Atom II spielt sich in atomisierten Szenen ab, zelebriert die Wiederholung kleinster Emotionsereignisse und schafft gerade so jede Menge komplexes Leben


Mit Michaela Maxi Schulz / Odine Johne / Leo van Kann / Sebastian Lang Regie Sebastian Lang Bühne & Kostüm Barbara Lenartz Produktion Lan Hirche Mit Unterstützung durch Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg / Kunsthochschule Berlin-Weißensee Mehr Info www.shanedrinion.tumblr.com

Das junge Theaterkollektiv Shane Drinion um den Regisseur Sebastian Lang hat sich 2011 gegründet, im Kern bei Luk Perceval in Ludwigsburg studiert und seitdem in wechselnden Konstellationen gearbeitet. Es verdankt seinen Namen der Figur Shane Drinion aus The Pale King von David Foster Wallace, einem Buchhalter, der die Verrichtung der langweiligsten, repetitivsten Tätigkeiten transzendiert und unendliches, unvorstellbares Glück in ihnen findet. Sie begreifen Theater als Gegenentwurf zum Entertainmentdiktat von Kino und DVD-Serien, als Ort nämlich, „wo man das Vergnügen hat, in Ruhe sehr genau beobachten zu können“. Nach Eine kurze Einführung in die Onanistik, dem Berlin-Debut der Truppe im Theaterdiscounter Dezember vergangenen Jahres zeigen wir nun die zweite Arbeit des Kollektivs.