DER SANDMANN

/ Schauerperformance nach E.T.A. Hoffmann

2015 Okt

Wegen einer Erkrankung im Ensemble müssen die Vorstellungen verschoben werden

Nathanael versinkt in düsteren Träumen und wirren Phantasien. Er beginnt, überall seltsame Dinge zu beobachten: blutende Augen, Roboter und Verschwörungen – Realität und Halluzination verschwimmen. Was E.T.A. Hoffmann vor 200 Jahren als schwarz-romantisches Kunstmärchen ersann, klingt vor dem Spiegel heutiger Überwachungsaffären, künstlicher Intelligenz und digitalisierter Informationsgesellschaft fast harmlos.

Der Sandmann ist ein Klassiker. Regisseur Peer Ripberger entwickelte daraus eine hochaktuelle Performance vor dem Hintergrund der NSA-Spionageaffäre und neuster Drohnentechnologie. Mit dem Ensemble des Jungen Theaters Göttingen und der Videokünstlerin Katarina Eckold erzählt er die Geschichte um den Studenten Nathanael, der sich von der realen Welt distanziert und sich zugunsten einer erotischen Beziehung zu einer Maschine seinen Mitmenschen entzieht. Soweit das Original, entlang dessen Ripberger uns das heutige Verhältnis von Mensch und Maschine auf faszinierende Weise neu betrachten lässt.

Eine spannend inszenierte Auseinandersetzung mit technischer Aufrüstung im Bereich der Überwachung und der Big Data, die fragt: Gibt es Wege, dass uns die Maschinen, die wir schufen, nicht in den Wahnsinn führen, wie es bei Hoffmann zu lesen ist? Vor welchen Gefahren warnen Soziolog_innen, wenn es um Überwachung geht? Und welche Widerstandsformen gegen den aktuellen Datenmissbrauch sind denkbar?

…eine fundamentale Gesellschaftskritik, die sich mit dem Originaltext von Hoffmann abwechselt, vermischt und ergänzt. Das ist hochpolitisch, hochkompliziert, aber mindestens genauso mutig und spannend.


Hessische Niedersächsische Allgemeine


Mit Linda Elsner / Eva Schröer / Peer Ripberger / Karsten Zinser Konzept / Inszenierung / Ausstattung Peer Ripberger Video Katarina Eckold Foto D. Heise Dramaturgie Nico Dietrich / Tobias Sosinka Eine Produktion von Junges Theater Göttingen

Peer Ripberger studierte Inszenierung der Künste und der Medien an der Universität Hildesheim, an der er derzeit über politisches Erzählen promoviert. In den letzten Jahren entstanden unter seiner Regie zahlreiche Performances, u.a. über Gendermainstreaming und Emanzipationsprozesse. Info: www.peer-ripberger.de Der TD lädt im Rahmen des neu gegründeten Gastspielnetzwerks mit der aktuellen Inszenierung Der Sandmann erstmals eine Produktion des Jungen Theaters Göttingen nach Berlin ein.


Kartenpreise € 13,- / erm. € 8,-