DIE ANATOMIE EINES HASEN
von Paula Kläy & Guido Wertheimer
Mai
Mit frischen, surrealen Auslegungen des Antigone-Stoffs überrascht dieses Stück aus der Werkstatt des szenischen Schreibens: König Kreon und sein Sohn Haimon gehen in der Wüste auf Hasenjagd, während Antigone eine Insel ohne Drama sucht und Mandžukić im Champions League Finale von 2013 das Tor schießt...
Der Text des jungen Dramatiker*innen-Duos legt völlig neue Konflikte im antiken Sophokles-Plot um Antigone frei: Im Mittelpunkt steht hier die dysfunktionale Vater-Sohn-Beziehung von Haimon und Kreon. Sie versuchen mittels gemeinsamer Quality-time ihre Differenzen auf einer Jagd zu überwinden und treffen dabei auf Antigone. Diese möchte ihrem eigenen Mythos dringend entfliehen und träumt von einer transatlantischen Kreuzfahrt.
Doch der Versuch von Vater und Sohn, sich näher zu kommen, schlägt gnadenlos fehl. Stattdessen erkennt Haimon, dass er ohne echte Revolte niemals gegen den Vater, der ihn stetig kleinhält, ankommen wird. Am Ende geht es wie in Sophokles‘ Klassiker nicht ohne Radikalität, die patriarchalen Strukturen und Zwänge abzustreifen. Was bleibt von den Erinnerungen? Was bleibt von den Toten?
Diese Werkstattinszenierung und Kooperation des TD Berlin mit den Studiengängen Schauspiel und Szenisches Schreiben der UdK Berlin führt das Autor*innen-Festival WILDWUCHS weiter, bei dem im Februar ein erster Teil des Stücks zu erleben war.
Mit Nihan Didar Kirmanoglu / Jonas Holupirek / Ludwig Michael Regie Marco Damghani Bühne/Kostüm Iris Christidi
Paula Kläy *1997/Zürich und Guido Wertheimer *1996/Buenos Aires studieren seit 2020 Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. Gemeinsame Texte wurden an der Vaganten Bühne sowie im Rahmen von Draussenstadt Berlin szenisch eingerichtet. Der Text „Die Unzulänglichkeit der Dinge“ wird im März 2022 am Landestheater Detmold digital uraufgeführt. Ihre neuste gemeinsame Arbeit „28 Milliarden“ wird Anfang März 2022 an der HfS Ernst Busch in einer Werkstattinszenierung zu sehen sein.
Marco Damghani *1992/Hamburg, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin sowie am National Institute of Dramatic Arts in Sydney. Er ist als Autor, Regisseur und Moderator tätig und engagiert sich im Verein Stabiler Rücken e. V. für die Belange von BIPoC und Juden/Jüdinnen im Theater- und Filmbereich. In seiner Arbeit als Regisseur und Autor beschäftigt er sich kontinuierlich mit Fragen des Politischen, den expliziten Themen (post)migrantischer Gesellschaft sowie der Verbindung von Persönlichem und Systemischem.
Kartenpreise 9,- € (ermäßigt) / 15,- €