Die Bedürfnisse der Pflanzen
/ von Krähenbühl & Co
Juni
“Vielleicht kann ich, wenn ich das Schreiben beherrsche, etwas dazu beitragen, dass bei den Leuten echte Freude in der Freizeit entsteht. Auf dass sie erlöst werden zu meinen, das Leben sei sinnlos.”
Silvia K. 1983
Nach dem Tod seiner Großmutter 2006 entdeckt Sebastian Krähenbühl, dass sie ihr Leben umfangreich und sorgfältig dokumentiert hat: zahlreiche Tagebücher und Briefe, ein Theaterstück aus dem Jahre 1937 über Alkoholismus, Reden für Geburtstagsfeiern und Hochzeiten, akribische Protokolle über geleistete Garten- und Haushaltsarbeit liegen zeitlich geordnet, handgebunden und säuberlich beschriftet vor.
Er selbst dokumentierte in den Jahren vor ihrem Tod mit einer kleinen Kamera in größeren zeitlichen Abständen Gespräche, die er mit ihr führt. Er begibt sich auf eine Spurensuche nach Veränderungen, die sie in ihrer Persönlichkeit erfährt -- und nach Erfahrungen, die Silvia in ihrem Leben gemacht hat.
Diese beiden vorliegenden Dokumentationsysteme zeigen, wie sich die Großmutter in den letzten Jahren ihres Lebens verändert. Sie wird heiterer und leichter, aber auch unselbständiger. Allmählich vergisst sie ein bewegtes Leben. Und das Bild, das Sebastian von ihr hat, beginnt sich zu verzerren.
Aus dem umfangreichen Material, aus den Videoaufzeichnungen und aus persönlichen Erinnerungen entsteht eine Theaterarbeit, die verschiedenste Fragen aufwirft: Welche Wirklichkeit konstruieren die Aufzeichnungen? Kann man ein Leben überhaupt dokumentieren? Welchen Stellenwert hat dies angesichts des Vergessens und des verschwimmenden Erinnerungsvermögens? Zu wem wird die Grossmutter, wenn sie ihr Leben vergisst?
DIE BEDÜRFNISSE DER PFLANZEN from PLASMA on Vimeo.
Spiel / Konzeption / szenische Umsetzung Sebastian Krähenbühl Musik Lukas Bangerter / Markus Schönholzer Bühne / Kostüm Francesca Merz TextmitarbeitDanielaJanjic Licht Tashi-YvesDobler In Koproduktion mit Theater Winkelwiese / Theater Tuchlaube Aarau / HKB Bern Gefördert durch Stadt Zürich / Pro Helvetia -- Schweizer Kulturstiftung
Sebastian Krähenbühl ist in Nepal und Birri (Schweiz) aufgewachsen und absolvierte die Schauspielakademie Zürich. Er arbeitet als Schauspieler und Regisseur (u.a. mit Elias Perrig, Niklaus Helbling, Stephan Roppel, Michel Schröder, Mats Staub, Denis Mailfere, Simon Blattner). 2000-2001 war er Ensemblemitglied des Nationaltheaters Mannheim. Eigene Inszenierungen u.a.: „Wasserfalle“, 2003, „SMITT“, 2006 (Theater Winkelwiese Zürich, Roxy Basel, Theaterdiscounter, Theatertage Heidelberg), „Achtung Stimme Los!“, 2009. Seit 2010 absolviert er den Masterstudiengang der HKB Bern.
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