Die Heimaterde sei dir leicht?

2009 Okt

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass der damalige Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, seinen Dienstwagen in einer 70er Zone mit 142 km/h und 1,8 Promille Alkohol im Blut gegen einen Betonpfeiler lenkte und seinem Leben damit ein recht unerwartetes Ende setzte. Zu einem Zeitpunkt, als sich die Welt noch nicht in der Krise befand, als die von ihm gegründete Partei, das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreichs), gerade einen beachtlichen Wahlsieg davongetragen hatte. Mittlerweile ist im (österreichischen) Kollektivbewusstsein eine breite Palette an Verschwörungstheorien und Mythenbildungen entstanden.

Direkt nach dem Bekanntwerden von Haiders Ableben meldeten sich unter dem Einfluss von ehrlicher Betroffenheit und Schock tausende Menschen aus dem In- und Ausland über die von Haiders Partei und der Landesregierung zur Verfügung gestellten Online-Kondolenzbücher zu Wort, um ihrer Trauer, ihren Gedanken und ihrer ideologischen Gesinnung per Mausklick Ausdruck zu verleihen.

Aus zigtausend Einträgen hat der steirische Wahlberliner Christoph Theußl mit den Performern Martina Zinner und Matthias Lenz ein Programm zusammengestellt, das sowohl das politische Klima in einem Land widerspiegelt als auch ein pervertiertes Beispiel für öffentlich gemachte kollektive Trauerarbeit im 21. Jahrhundert darstellt. Im Mittelpunkt steht nicht Jörg Haider selbst, sondern der fiktive Kärntner Landesgärtnermeister Horst Binder, der in seiner Funktion als Botaniker wichtiges für seine Heimat geleistet hat und zufälligerweise genau am selben Tag wie der ehemalige Kärntner Landeshauptmann einem tödlichen Autounfall zum Opfer gefallen ist.


Idee / Konzept / Musik / Gestaltung / Performance Christoph Theußl
Gestaltung / Performance Martina Zinner / Matthias Lenz

10. Oktober 2009 – 21:30 Uhr (im Anschluss an Geschichten aus dem Wiener Wald)