Do you feel the same?
Okt
„Wir öffnen unsere Tagebücher” heißt das Motto des Abends. Dies erleben die Zuschauer nicht nur im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinn: Authentische Aufzeichnungen der fünf Performerinnen aus ihrer Jugend in den Neunziger Jahren stellen die Textgrundlage der szenischen Lesung – ergänzt durch Bild und Ton. Nach Kapiteln geordnet werden Auszüge gelesen und die Bücher untereinander getauscht. Der Text und nicht die Autorin steht im Mittelpunkt. Warum interessieren diese privaten Tagebucheinträge? Das Spannungsverhältnis zwischen den Verfasserinnen und Performerinnen liegt einerseits in der zeitlichen Distanz, andererseits in der Ausstellung von Intimität. Der Grenzbereich zwischen Privatheit und Öffentlichkeit steht im Zentrum des Abends voller Humor und Tiefgang. Die Lesung wird durch szenische Aktionen wie Gruppenzugehörigkeitsrituale aus der Jugend und privat konnotierte Handlungen unterbrochen: Dosenstechen und Punkrock neben einem Live-Anruf bei den Eltern.
Hotel Europa erforscht in ihrer zweiten Eigenproduktion das Phänomen von kollektiver und individueller Erinnerung einer Generation, sowie deren Aktualität und Gültigkeit über diese Generation hinweg. Das Publikum kann sich in den Texten wiederfinden, die privaten Aufzeichnungen bieten eine Identifikationsmöglichkeit. Der Titel der Performance ist demnach Programm: „Do you feel the same?“
Von und mit Kathrin Feldhaus / Lissa Lehmenkühler / Sibah Pomplun / Caroline Schlockwerder / Christina Zintl