EIN ANARCHISTISCHER BANKIER
/ von Fernando Pessoa
Jan
Ein Bankier legt seinem verwunderten Gast dar, warum er als überzeugter Anarchist gezwungen war, zu Reichtum zu kommen. In einem Gedankenspiel beleuchten Ulrich Marx und Leopold von Verschuer den Zusammenhang von Anarchie und Kapital.
Pessoas Erzählung lässt sich heute als prophetischer Kommentar beispielsweise zum aktuellen Cum-Ex-Steuerbetrugsskandal lesen. Sie stellt eine Kritik sowohl des bedingungslosen Kapitalismus als auch seiner fanatisierten Gegner dar, indem sie Widersprüche in Logikschleifen scheinbar aushebelt. Pessoa zeigt seine Abneigung sowohl gegen den Kapitalismus, der mit seinen existenzbedrohenden Zwängen die geistige Freiheit der Menschen bedroht, als auch gegen dessen erbitterte Gegner, die keine abweichenden Ansichten auf dem Weg der Befreiung akzeptieren.
EIN ANARCHISTISCHER BANKIER entstand 1922 unter dem Eindruck der bürgerkriegsähnlichen politischen Auseinandersetzungen zwischen reaktionären Kräften und republikanischen und anarcho-syndikalistischen Gruppen, die die junge portugiesische Republik begleiteten. Ideologisch motivierte Gewalt widerspricht für Pessoa der unantastbaren individuellen Freiheit. Gegensätze und Unterschiede nicht aushalten zu können, gilt ihm als Dummheit.
Sich nichts unterwerfen, keinem Menschen, keiner Liebe, keiner Idee, jene Unabhängigkeit wahren, weder an die Wahrheit zu glauben, falls es sie denn gäbe, noch an den Nutzen, sie zu kennen – dies ist die rechte Befindlichkeit von Menschen, die nicht gedankenlos leben können. Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe
"radikales Sprechtheater" – Berliner Zeitung
"Ein sophistisch ausgeklügeltes Meisterwerk.“ – FAZ
"Text, Text, Text! (…) virtuos." – Berliner Morgenpost
"Gelungener Theaterabend (...) reichlich Futter für den Kopf.“– Kölner Stadt-Anzeiger
Mit Ulrich Marx / Leopold von Verschuer Regie/Ausstattung Marx / von Verschuer Fotos Anke Beims Übersetzung aus dem Portugiesischen Reinold Werner Produktion eugen & eugen prod.
Der Theaterquerdenker Ulrich Marx debütierte an der Freien Volksbühne unter Hans Neuenfels. Als Autor, Schauspieler und Regisseur oszilliert er zwischen Heideggerschem Existenzkabarett und Luhmannschem Anarcho-Boulevard. Hörspielprofi und Sprachakrobat Leopold von Verschuer widmet sich als Schauspieler, Übersetzer und Regisseur seit Jahren den schrägen Sounds unmöglicher Autoren zwischen Wien, Berlin, Paris und Lissabon. Zuletzt zeigte er am Theaterdiscounter zusammen mit Matthias Breitenbach das Zwillingsprojekt Eugen und Eugen, die Beckettlesung Erste Liebe und den preisgekrönten Monolog des Adramelech von Valère Novarina.
Kartenpreise € 15,- / ermäßigt € 9,-