Falls City
Mai
Erzählt wird die wahre Geschichte des jungen Mannes Brandon Teena, der im Körper einer Frau geboren wurde. Um als Mann zu leben, negiert er alle Geschlechterrollen und bezahlt dafür mit seinem Leben. In Falls City, Nebraska, findet er als Fremder für kurze Zeit sein Glück, bevor er wegen Betrugs ins Gefängnis muss. Zweifel an seiner Identität kommen auf, die Angst vor der Auflösung von eindeutigen Rollenbildern setzt eine Gewaltspirale in Gang. Seine ?besten? Freunde fühlen sich hintergangen und vergewaltigen ihn. Als Brandon sie anzeigt, töten sie ihn am letzten Tag des Jahres 1993.
Das Theaterprojekt erzählt den authentischen Fall in miteinander verschachtelten Monologen. Das Material stammt aus Akten, Interviews und einer Biographie. In einer Mischung aus realen und surrealen, privaten und öffentlich-ausgestellten Momenten wird der Abend getragen von psychologisch genau beobachteten Figuren, die aus ihrer ganz persönlichen Perspektive berichten. Im Sinne der amerikanischen Philosophin Judith Butler, nach deren Theorie Geschlechtsidentität nicht durch die natürliche Disposition, sondern durch den Diskurs erzeugt wird, wird Brandon durch die verschiedenen Wahrnehmungen und Zuschreibungen bestimmt.
Die Zuschauer sitzen mitten im Geschehen der Karaoke-Bar und sind Zeugen der Rechtfertigungen. Brandon fungiert als Projektionsfläche für Hoffnungen und Wunschträume. In ihm kristallisiert sich die Sehnsucht, der zu sein, der wir wirklich sind oder sein wollen -- jenseits von vorgegeben Verhaltensmustern.
Der erste öffentliche Fall eines "l hate crime" aufgrund uneindeutiger Geschlechtsidentität löste in den USA eine große Welle von Empörung aus. Einer der beiden Angeklagten, John Lotter, wurde zum Tode verurteilt und wartet bis dato auf seine Hinrichtung.
Schauspiel Sascha Geršak / Sylvia Habermann / Kenneth Huber / Mirjam Smejkal / Julia Stöter Regie Bernhard Mikeska Text Simone Kucher / Bernhard Mikeska Bühne Dominic Huber Kostüm Marcella Maichle Licht Claudia Rutz Dramaturgie Miriam Ehlers Regieassistenz Pascale Vogel Bühnenassistenz Oliver Hongler