Gib mir einen Kuss – Porträt einer Bestie
Nov
Der Fall des Kindermörders Jürgen Bartsch, der 19jährig nach vier Morden festgenommen wurde, löste in den Sechziger Jahren heftige Diskussionen aus. Forderungen nach Wiedereinführung der Todesstrafe wurden laut, während im Gegenlager eine Modernisierung der reaktionären Erziehungswissenschaft und verbreiteten Erziehungspraxis gefordert wurde.
Bartsch markiert somit einen Umbruch des Bewusstseins in der deutschen Öffentlichkeit.
Bartsch – geprägt durch die empathielose Erziehung im Nachkriegsdeutschland – erlebte selbst sexuellen Missbrauch im katholischen Internat, bis er im Alter von 15 Jahren begann, vom Opfer zum „Opfer, das sich andere zum Opfer macht“ zu mutieren.
Angesichts der Debatte über Missbräuche in katholischen und evangelischen Erziehungseinrichtungen beschäftigten sich die Regisseurin Marie Bues und der Schauspieler Matthias Lier erneut mit dem Fall „Bartsch“ und haben aus dem Originalmaterial eine eigene Theaterfassung erstellt.
Diese befragt auch die Parallelen mit heutiger Jugendkriminalität und Gewaltbereitschaft. Was geht im Kopf von Tätern vor, die als Kinder mit unvorstellbarer Brutalität morden oder Amok laufen? Die detaillierten Aufzeichnungen und Tagebuchnotizen von Jürgen Bartsch, der „Bestie von Langenberg“ enthalten Hinweise auf die mitunter penible innere Logik, der diese Täter folgen.
Jürgen Bartsch wurde nach seiner Verurteilung und der Verweigerung einer psychoanalytischen Behandlung bis zu seinem Tod 1976 gefangen gehalten. Im Alter von 30 Jahren starb er an der überdosierten Narkose einer von ihm selbst beantragten Kastrationsoperation.
Mit Matthias Lier Regie Marie Bues Bühne Katja Bathon Kostüme Floor Savelkoul Video Fentje Hanke