HANDKE-BEZICHTIGUNG
/ die Verleidung des Nobelpreises im O-Ton
Jan
Etwas Ruhe war eingekehrt, Gras wuchs über gefährlich missverständliche Sätze, als die Entscheidung des Nobelkomitees für helle Aufregung sorgte und alle sich wieder um und mit diesem Handke streiten müssen.
Oder ist das alles eher eine Jurykritik, Schwedenkritik und Literaturkritik, fragen sich die irritierten Kommentatoren.
Worum dreht sich die erhitzte Diskussion im Kern; wann und wie fing alles an; wer darf sich überhaupt an ihr beteiligen?
Schauspieler*innen aus dem Team und Umfeld des TD nähern sich in gebotener Seriosität und mit klarem Fragenkatalog einer Aufarbeitung der polarisierenden und alle Trennversuche umwerfenden Debatte.
Im gemeinschaftsstärkenden Subbotnik gehen sie ans Aufräumen und Kitten des zerborstenen Porzellans, indem sie Argumentationslinien und Hinweise auf Zeitschienen, wechselnde Wissenstände und korrigierte Übersetzungsfehler in den Streitschriften im O-Ton auseinanderpuzzeln.
Nicht unwichtig ist hierfür auch die passende musikalische Untermalung. Etwa so, wie am Ende von Handkes Roman “Immer noch Sturm" jugoslawischer Partisanengesang, kärntnerischer Schuhplattler und ein Friedenslied am Fluss um die Klanghoheit kämpfen.
rbbKulturradio - Gespräch mit Werner Waas (Barletti/Waas) zum Themenschwerpunkt HANDKE im TD von 16-19 Januar 2020, 16.1.2020 6'29 min.
Lesung mit Lea Barletti / Misha Cvijovic / Knut Hirche /Simon Köslich / Valerie Oberhof / Benedikt Simonischek / Kerstin Schweers / Anna Stieblich / Werner Waas u.a. Textcollage Georg Scharegg & Ensemble Mitarbeit Alessandra Giuriola Piano und Arrangements Misha Cvijovic Technik Stephan Mäusel Video Lucia Gerhardt Musikauswahl Peter Handke Produktion Theaterdiscounter
Peter Handke schrieb: “Es war vor allem der Kriege wegen, dass ich nach Serbien wollte, in das Land der allgemein so genannten Aggressoren. Doch es lockte mich auch, einfach das Land anzuschauen.“ Mit der Veröffentlichung von drei Reiseberichten ab 1995 begannen die heftigen öffentlichen Kontroversen. Henrik Petersen vom Nobelkomitee reagierte auf die vielfach geäußerte Kritik an der Nominierung damit, dass Handke sich “unmissverständlich für Frieden und nicht für Krieg“ ausgesprochen habe, sagt aber auch: “In der Balkanfrage vollführte Handke ein politisches Kamikazemanöver – vermutlich in vollem Bewusstsein über die Risiken“. Drei Wochen vor der Überreichung des Nobelpreises verteidigte Handke sich einmal mehr so: Eine monotone und einseitige Berichterstattung über Serbien sei damals der Grund für ihn gewesen, sich in den Jugoslawienkriegen mit Serbien zu solidarisieren. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch das deutsche und das Vorgehen der NATO und gab ihm eine Mitschuld am “Bruderkrieg“ auf dem Balkan.
Kartenpreise € 15,- / ermäßigt € 9,-