Herein!? (Landesbühne Berlin)
Juni
oder Gebrauchsanweisung für den körperlichen Besuch in Echtzeit
Millionen Internetnutzer „besuchen“ sich täglich auf Pinnwänden, in virtuellen Gärten, Hotels und Cafes. Für viele Menschen hat sich in den letzten Jahren durch die Welle der „Zwangsvernetzung“ die Zeit, die sie vor dem PC verbringen, nahezu verdoppelt. Im Extremfall wird der Monitor zum „Fenster der Sehnsucht“ und ersatzbefriedigt das Bedürfnis nach sozialem Leben. Wer nicht on ist, ist nicht in.
Die Landesbühne startete deshalb eine exzessive Begegnungsrecherche, machte Besuche und ließ sich besuchen. Gewappnet mit einem Fragenkatalog von: „Wann hatten sie zuletzt Besuch?“ bis „Geht es gerecht in der Welt zu?“ nahmen sie per Facebook, im öffentlichen Raum und im privaten Umfeld Kontakt auf und führten mit ihren Besuchen Menschen mit unterschiedlichem kulturellen und sozialem Hintergrund zusammen, um so eine Debatte über den Rückzug des modernen Menschen in die Isolation anzuregen.
Haben sich die Techniken, realen Kontakt aufzubauen, verändert? Welche Besuchsrituale existieren im Jahre 2011? Werden die Wege kürzer aber unsere Angst den anderen zu „betreten“ steigt stetig? Was bringen wir mit, was wird von uns erwartet und was erwarten wir?
Die Besuchsaktionen waren Impulsgeber für eine Stückentwicklung, Ausschnitte der Videodokumentation werden mit der Theater-Situation verknüpft. Der Theaterabend wird ein Fest der Begegnung, des körperlichen Besuches. Teilnehmer der Recherchephase, Besucher, Besuchte, Zuschauer und Gäste treffen sich im realen Theaterraum in Echtzeit. HEREIN!? ermöglicht eine zwanglose Begegnung im markt-freien Raum, einem Zwischenraum, in dem die Seele Falten werfen kann.
Von und mit Silke Buchholz / Mirko Böttcher / Angelika Hofstetter Gast Peter Trabner Video / Ausstattung Knut Klaßen Grafik Christiane Hämmerle / Elvira Barriga Technik Oliver Szewc PR Kerstin Böttcher Produktion/ÖA Katja Kettner Medienpartner taz- die tageszeitung / zitty / motor.fm
Die Landesbühne Berlin (Silke Buchholz / Mirko Böttcher / Angelika Hofstetter) arbeitet konzeptionell, selbst bestimmt, ohne Regisseur und ausschließlich mit eigenen Texten. Die Spieler sind Ideengeber, Thema und Schauplatz. Die Gruppe ist eine performative Keimzelle, ein Mikrokosmos, der sein Material aus den Umständen seiner Existenz, seiner Probleme schöpft. Am Theaterdiscounter wurden realisiert „Abstecher“ (2006/07), „Das Land bin Ich“(2007/08/09) und „Störfall Boskoop“ (2009/10).
www.landesbuehneberlin.de