KARRIERE
/ von Dirk Laucke, Ferdinand Schmalz, Gerhild Steinbuch
Juni
Am Anfang steht die Entscheidung, was will ich erreichen: Ruhm, Vermögen, persönliches Glück? Lebensplanung wird kurzerhand auf drei Kategorien reduziert. Der Sinn des Spiels ist vorwärtszukommen, stellt die Spielanleitung des Gesellschaftsspiels
KARRIERE von 1955 klar. Der Hersteller Parker wirbt: Ein heiteres Spiel um ein ernstes lebensnahes Thema!
Sind persönliches Glück, Ruhm und Vermögen heute noch relevante Stufen der Karriereleiter? Ständig schreiben und optimieren wir unsere Biografien. Selbstbestimmtheit ist dabei ein hohes Gut, doch der Druck hat keineswegs abgenommen. Wir buhlen um Image, beschaffen Referenzen, erkämpfen Erfolge kurz: Wir machen Karriere. Wer weiß, was er will, gewinnt. Wer einmal scheitert auf seinem Weg, hat automatisch verloren?
Ausgehend vom Brettspiel
KARRIERE haben drei junge Dramatiker Geschichten entlang der in der Spielstrategie zentralen Grundpfeiler Ruhm, Glück und Karriere erarbeitet. Dirk Laucke verbindet den Diskurs dreier Möwen über den Zusammenhang von Freiheit und Ökonomie mit einer Erb- und Familiengeschichte zum Thema Vermögen. In Ferdinand Schmalz’ Text über das Glück zieht das Leben des Karrieremenschen Egon Erichs wie ein Film an uns vorbei. In dem Stück Ruhm verknüpft Gerhild Steinbuch öffentliches Sterben mit dem schonungslosen Blick auf den eigenen Mangel aus einer besonderen Perspektive.
„Zum selbstgesteckten Ziel führt die geplante Karriere: durch Widerwärtigkeiten, Mißgunst, jähen Aufschwung, schwierige Entscheidungen“, weiß die Spielanleitung und verspricht, dass man sich auf seinen Landsitz im Tessin zurückziehen kann, sobald man alle Ziele erreicht hat.
Kathrin Mayr hat eine Trilogie der Selbstinszenierung, der Selbstoptimierung und der Selbstausbeutung aus den Texten von Gerhild Steinbuch, Dirk Laucke und Ferdinand Schmalz zusammengestellt, die genau den atemlosen Sog entfaltet, unter dem auch die drei Glückssucher unermüdlich voranhetzen. Beeindruckend souverän agieren die hervorragenden Darsteller in dem kargen Aufsteiger-Bühnenbild und erzeugen trotz der mäandernden Textflut eine Spannung, die von der ersten Minute an gefangen nimmt.
Birgit Schmalmack, Mai 2014, hamburgtheater.de
Mit Irene Benedict / Alexander Jaschik / Mathis Kleinschnittger Regie Kathrin Mayr Bühne Fabian Wendling Licht Sönke C. Herm Kostüm Judith Förster Gefördert von der Kulturbehörde Hamburg / Kulturstiftung Hamburg
Kathrin Mayr studierte an der Theaterakademie Hamburg Regie. Zuvor arbeitete sie als Assistentin für Christoph Schlingensief und am Theater Osnabrück. Die Literaturwissenschaftlerin entwickelt ihre Arbeiten häufig mit jungen Autoren.
Kartenpreise € 13,- / ermäßigt € 8,-