LA CASA

/ von Thermoboy FK

2016 Dez

Nicht nur ein Haus wird hier live gebaut. Aus Sehnsucht nach einer zeitgemäßen Mythologie schaffen die Jungs von Thermoboy FK ihren eigenen, un-ideologischen Lebensentwurf. Unbeschwert hängen sie ihren Jungsträumen nach und grübeln über den Verlust und Wiedergewinn von Unschuld. Ihre daraus entstehenden Männerbilder sind universal, also männlich, weiblich oder queer zu lesen; Und ihre meditativ choreografierte Handlungsarmut steht nicht zuletzt für die Abkehr von einer leistungsorientierten Gesellschaft. Müßigkeit als Methode.

In der interaktiven Hausbau-Simulation im Stil des Computerspiels „The Sims“ ist in LA CASA das Publikum gefordert, die fünf fidelen Arbeiter Fredo, Manfredo, Slorgor, Pedrolino und Chorizo zu unterstützen. Die Zuschauer helfen den Jungs mit eigenen Fähigkeiten, sorgen dafür, dass alle sauber sind, Spaß haben und füllen das Liebesbarometer. Doch wie kann die dabei entstehende Gemeinschaft die unvermeidliche Routine und die schleichende geistige Frührente überwinden? Und kommen in der Abgeschiedenheit auch die bösen Seiten zum Vorschein?

Die Theaterproduktion LA CASA ist der abschließende Teil einer ganzen Jungs-Trilogie. Auf dem Fahrrad erstrampelten sie sich in Argelès-sur-Mer (2011) die Manifestation einer homosozialen Gemeinschaft gegen alle äußeren Einflüsse; auf einem Schiff entdeckten sie bei Soft (2013) die Erotik und Körperlichkeit von Männerfreundschaften. Mit LA CASA (2014) beenden sie nun ihre Reise und bauen sich einen Ort zum Niederlassen im Nirgendwo.




Presse:

“Vor den Augen der Zuschauer entsteht eine wunderbar verschachtelte Guckkaste-Bühne. Der Bühnenboden aus Europaletten, Wasserkisten stützen das Fundament, daneben rollt man Rasenteppich aus. All das verfängt, weil Thermoboy FK gekonnt die Dramaturgie von Computerspielgenres aufgreifen. In La Casa wimmelt es nur so von kleinen Rätseln, Gags und Gadgets. [...] Thermoboy FK gelingt mit La Casa etwas Überraschendes: die illusionistische Faszination der Guckkaste-Bühne weiterzutragen. Und sie dabei mit Witz zu dekonstruieren. Eine Simulation der Simulation, bei der sich mitzuspielen lohnt.”
(Maximilian Balzer, Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 10.11.2014)

“‘Wir sind schön und sehen immer müde aus’, beschreiben sich Computerspiel-Avatare in der Schwankhalle. Die fünf Männer bauen in „La Casa“ gemeinsam ein Haus und entdecken sich selbst in meditativ choreografierter Handlungsarmut. Ein bisschen Mut zur Langeweile braucht das schon – der aber zahlt sich aus. Denn in 90 Minuten entfaltet sich schleichend ein Wirkungsraum für alltägliche innerliche Katastrophen. [...] Es sind nur Männer übrigens, die da „besondere Beziehungen“ entdecken und auf der Bühne Körperknoten bilden. Das passiert eben, wenn die „Masturbationsroutine nicht mehr den vertrauten Trost“ spendet, heißt es – und mündet dann doch in gänzlich unaufgeregtem Kuscheln liebreizender Schluffis. Und wenn im Finale dann Miley Cyrus’„Wrecking Ball“ angestimmt wird, ist das nicht nur Bezugnahme auf einen Pop-Hit, sondern zitiert auch einen Skandal: Im Video schwang Exkinderstar Cyrus nackt auf einer Abrissbirne herum und lutschte lasziv am Vorschlaghammer. Bemerkenswert, daran nun vom gender-sensiblen Jungs-Kollektiv erinnert zu werden.”
(Jan Paul Koopmann, taz, 22.05.2015)

“Manchmal halten Titel, was sie versprechen [...] Die fünf jungen Männer des Theaterkollektivs Thermoboy FK errichten dieses Haus, eine Aktion, die sich als Kreuzung von ‘Bob der Baumeister’, den sieben Zwergen und einer Schwulen-WG in San Francisco ausnimmt. [...] Theater, das auf Computersimulatoin zugeschnitten ist, und doch die stereotypen Muster der digitalen Welt ironisiert – das präsentiert die Truppe ohne Zweifel intelligent. Zwar stellt niemand die Frage, für wen die Männer-WG diesen niedlichen Traumtorpedo inszeniert. Amüsiert hat er das Kölner Publikum beiderlei Geschlechts aber auf der ganzen Linie.”
(Kölner Rundschau, 29.05.2015)


Mit Malte-Levin Behrens / Florian Brunken / Moritz Brunken / Janis Fisch / Felix Scherer Interfacedesign Stefan Gottwill / Lasse Marburg Choreografie Anna Fries / Kristofer Gudmundson / Jasper Tibbe Kostüm Harm Coordes / Jan Felix Hahn Licht Dennis Kopp Assistenz Carolin Kister Produktion Felix Scheer / Jasper Tibbe Kooperation Arneken Galerie Hildesheim / Cluster Sozialagentur Hildesheim / Theaterhaus Hildesheim / cobratheater.cobra Gefördert durch Fonds Darstellende Künste / Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur / Stiftung Niedersachsen / Friedrich Weinhagen Stiftung

Thermoboy FK nennt sich das Kollektiv seit 2015. Zunächst gründete sich die Gruppe als cobraanker.cobra. Mit der Rückkehr nach Xibalba (2015) verlässt die Gruppe die Selbsterzählung, aus der sie auch die „Jungs-Trilogie“ entstand, und wendet sich vermehrt Utopien und Gegenwelten zu. Die Inszenierungen der Gruppe wurden zu zahlreichen Festivals in Deutschland eingeladen, u.a. zum Körber Studio Junge Regie, theaterszeneeuropa und Best OFF Niedersachsen.

Kartenpreise € 13,- / ermäßigt € 8,-