LA HAINE

/ eine Hass-Revue von glanz&krawall

2017 Mai

Besser seid Ihr auch nicht als wir und die Vorigen. Aber keine Spur, aber gar keine, schreibt Tucholsky 1926 an den zukünftigen Zeitungsleser, also an uns. Seine und andere Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts werden in der absurden Revue LA HAINE zur Prognose, zur Drohung. Wie können wir drinnen noch entspannt Theater spielen, wenn sich draußen Apokalyptisches zusammenbraut?

Die Schauspielerinnen Katrin Kaspar, Kara Schröder und die Sängerin Luise Lein erwarten mit Karl Kraus Die letzten Tage der Menschheit, während Sounddesigner Martin Lutz mit Benjamin Brittens War Requiem ein mahnendes Grundrauschen im Raum installiert.

Was ist uns das, mein Herz, all diese Lachen Blut / Und Glut, und tausend Morde, und der Seufzerhall / Der ganzen Hölle, alle Ordnung stürzend, und der Wut Gedehnter Schrei / Nichts?! ... Doch, ja doch ..., fragt Arthur Rimbaud 1871 aus dem Epizentrum der Pariser Kommune. Den jungen Literaten Georg Heym, der sich wenige Jahre vor dem 1. Weltkrieg zu Tode langweilt, packt exakt diese Sehnsucht nach Auslöschung.

Falls wir je glaubten, Hass gehöre nicht mehr zum Repertoire modernen menschlichen Verhaltens, treffen wir ihn plötzlich entsetzt wieder an: als gesellschaftliches Versprechen oder behaupteter Motor von Veränderung. Das Berliner Theaterkollektiv glanz&krawall seziert diese urmenschliche Emotion in ihrer Hass-Revue an der Schnittstelle von Musik- und Sprechtheater.

"Assoziativ, klug, bedrohlich und dabei frappierend unterhaltsam geht dieses Nachdenken bei LA HAINE über die Bühne." reihesiebenmitte (12.05.2017)


Mit Katrin Kaspar / Luise Lein / Kara Schröder Regie Marielle Sterra Sound Martin Lutz Dramaturgie Dennis Depta Bühne Wiebke Bachmann Kostüme Anna Søder Bühnenbildassistenz Carolina Duarte Kostümbildassistenz Carla Satoca Berges Produktion Lara Deininger Eine Koproduktion von glanz&krawall / Cammerspiele Leipzig / Theaterdiscounter Berlin. Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa / die Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung / Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop / das Land Mecklenburg-Vorpommern Mit freundlicher Unterstützung von Das Helmi Puppentheater / Beschallungstechnik mit freundlicher Unterstützung von MONACOR

Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung am Donnerstag den 18.05.2017 in Zusammenarbeit mit Theaterscoutings Berlin:

Ist Hass Antriebsmotor unserer Gesellschaft? Ist Multi Kulti gescheitert?

Wir müssen uns der Frage stellen und möchten Strategien diskutieren, Hass gegen eine bestimmte Gruppe vorzubeugen bzw. umzuwandeln und gemeinsam Gesellschaft zu gestalten. MIT Julia Nina Baumann, IBBIS / Dennis Depta, Dramaturgie glanz&krawall / Jörg Depta, Radiotrainer und Journalist (Schwerpunkt: Rechtsextremismus) / Soner Ipekcioglu, ehemals Orgateam MyFest
Moderation Kerstin Reichelt / Lara Deininger

glanz&krawall ist ein freies Musiktheater-Kollektiv um die Regisseurin Marielle Sterra. Mit Musik- und Sprechtheaterschnipseln erschaffen sie mit ihren Produktionen immer wieder neue, skurrile Sound- und Bildwelten. In ihren Arbeiten räumen glanz&krawall den Schutt der Rezeptionsgeschichte beiseite und legen die menschlichen Verhaltensweisen der Figuren frei, ohne sie moralisch zu bewerten – immer gefährlich nah an den Zuschauern.

www.glanzundkrawall.de

Kartenpreise € 15,- / ermäßigt € 9,-