last memory: hülya s.
Okt
„Du brauchst ne Orientierung. Ein Ziel. Etwas, was das Gerede der Menschen um Dich herum entschärft. Das ganze Zerren der anderen darf nicht mehr sein als ein Hintergrundplätschern!“
last memory: hülya s. ist eine interkulturelle, multiästhetische Wahrheitssuche entlang der Bruchlinien des Berliner Großstadtlebens. An Hand der Erinnerungen der ermittelnden Kommissarin wird der ungelöste Mordfall Hülya S. neu aufgerollt. Ein Schauspielensemble aus drei Nationen, ein Thereminspieler und der mehrfache deutsche Meister im Beatboxen begeben sich auf die geistige Zeitreise des Gedächtnisses. In der Gleichzeitigkeit der Erinnerung verdrängen fiktive Biografien reale, lösen sich Klischeebilder in Vielschichtigkeiten auf und die unbedingte Wahrheit als Ziel wird fragwürdig.
Die Leiche der 18jährigen Deutsch-Türkin Hülya S. wurde im Landwehrkanal aufgefunden. Die Umstände wiesen auf ein Verbrechen hin. Obwohl die ermittelnde Kommissarin der Toten eine Aufklärung versprochen hatte, konnte sie den Fall nie lösen. Jahre später liegt sie selbst im Sterben. Der Tod wird ihr von Hülya verwehrt, die sie zu einer gemeinsamen Reise in ihre Ermittlungen zwingt. Aus der Erinnerung tauchen bruchstückhaft die Tatverdächtigen, deren Lebenssituationen und ihre Stadt Berlin auf. Die bindende Kraft des Gedächtnisses formt aus den Einzelstücken eine kontinuierliche Geschichte und ein denkbarer Tathergang bietet sich an. Doch jedes fertiggestellte Bauwerk wird, anders beleuchtet, wieder zur Baustelle und das Ganze zerfällt in seine Teile.
last memory: hülya s. ist eine theatrale Konstruktion von Erinnerung, Biografie, Fremd- und Selbstbild. Mirko Böttcher entwickelt mit seinem Ensemble ein Bild von typischen Berliner Lebenswelten, tief verwurzelt in der Stadt Berlin. Die Hauptstadt der Parallelgesellschaften, die einst zu zwei verschiedenen deutschen Staaten gehört hat. Eine internationale Stadt, in der Lebensgeschichten und Erinnerungen aus der ganzen Welt miteinander konkurrieren. Eine Stadt, die viele Vorlagen liefert, aus Realität schon oft eine neue Fiktion geschaffen hat und Fiktion immer wieder zur Realität werden lässt.
„Hülya, arabischer/türkischer/kurdischer weiblicher Vorname, der im Deutschen mit "Illusion", "schöner Tagtraum" oder "Phantasie" übersetzt wird.“
Mit Sinan Al-Kuri / Ivan Anderson / Annette Daugardt / Florian Rummel / Serkan Sahan Regie / Text Mirko Böttcher Bühne / Kostüme Lina Antje Gühne Beatboxen Daniel Mandolini Theremin Clemens Rynkowski Dramaturgie Anne Verena Freybott Regieassistenz Sara Stratbücker
last memory: hülya s. wird gefördert durch Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten Medienpartner taz - die tageszeitung