Nachtwache (Lars Norén)
Dez
Zwei Paare treffen sich nach langer Zeit wieder. Am Totenbett eines Verwandten lassen Entfremdung und Zerrissenheit die Szenerie in Lars Noréns Stück in dieser Inszenierung immer morbider werden und schließlich in einem explosiven Totentanz enden.
Heiko Senst stellt die Problemfelder Brüderlichkeit und Geschlechterkampf in den Mittelpunkt seiner Inszenierung. Ersteres verstärkt er dadurch, dass er die Rollen mit Schauspielern aus verschiedenen Ländern besetzt. Jeder Mitwirkende ließ, gefördert durch die Wohn- und Probensituation seine Kreativität und Eigenheit in die Arbeit einfließen. Lars Noréns Stück erzählt, wie John und Charlotte aufgrund einer Beerdigung Johns Bruder Alan (Andrej Lasarew) und dessen Frau Maria (Olga Okrepilova) wiedertreffen. Sie haben sich lange nicht gesehen. Immer tiefer steigen wir in die Innenwelten der Personen hinein, erleben ihre Zerrissenheit. Der Zustand der Entfremdung zeigt sich innerhalb der Gruppe und auch in den jeweiligen Paaren und lässt diesen modernen Totentanz schließlich auf eine Explosion zuzusteuern.
Tanz- und Musiksequenzen überspielen die Sprachlosigkeit, ein lässiger Plauderton lässt die Seelenqualen und Ängste erträglich bis komisch erscheinen. Erst als bei dieser Nachtwache Gewaltausbrüche unvermeidlich scheinen, setzt Heiko Senst mit einem düsteren und morbiden Ritual einen Kontrapunkt, der auf die andere Bedeutung des schwedischen Originaltitels "Nattvarden", nämlich "Abendmahl", hinweist.
Mit Gabi Herz / Peter, Andrea Kannapee / Andrej Lasarew / Olga Okrepilova Regie Heiko Senst Bühne und Kostüm Andrea Kannapee