Philoktet -- eine Komödie (Heiner Müller)
Jan
„Ich habe nichts zu schaffen mit eurem Paradies für Dauerredner. Eh ihr nicht gelernt habt euch selber in die Fresse zu spein, braucht ihr mir nicht mehr unter die Augen zu kommen.“ Heiner Müller, Grußbotschaft an die Akademie
Der Kampf der Ideologien ist vorbei: Odysseus -- angekommen in der spätromantischen Verklärung, Neoptolemos -- auf dem von ihm bekämpften Weg zum American Psycho und Philoktet -- der ausgesetzte und jetzt wieder gebrauchte potentielle Terrorist im härtesten aller Kämpfe, dem erbitterten Kampf um die Ressourcen. Schauplatz ist die medial verwertbare Pseudorealität sportlicher Events, eine Public Viewing Area. Philoktets Insel Lemnos: ein Boxring -- Versinnbildlichung der Verharmlosung unserer Gesellschaft am Abgrund.
Ring frei: der Mensch als Vernichtungsmaschine, als Clown und Gladiator seiner Weltanschauung. Die Komik der Darstellung stellt die Voraussetzung des Spiels in Frage. Troja war bereits von Herakles erobert worden. Troja muss abermals erobert werden. Alle Trojas dieser Erde müssen dem Erdboden gleich gemacht werden! Und so bis ans Ende der Welt? Nur der Clown stellt den Zirkus in Frage!
Anlässlich des Geburtstages von Heiner Müller setzt sich der Regisseur und Ernst-Busch-Absolvent Sebastian Klink in Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Gregor Sturm mit dem Philoktet -- Stoff auseinander und interpretiert ihn neu.
Mit Benjamin Plath / Bodo Goldbeck / Benedikt Schörnig Regie Sebastian Klink Bühnenbild Gregor Sturm