POL POTS LÄCHELN

/ Recherchen zum guten Glauben

2015 Dez

Die siebziger Jahre. Es gärt unter der Oberfläche der westlichen Gesellschaften. Da stürzt im fernen Kambodscha ein korruptes Regime, und die kommunistischen Roten Khmer rufen den neuen, gerechten Staat aus. Manche Gruppierungen der westlichen Linken waren begeistert von diesem Aufbruch, einige durften ins Land rein und sahen das Gute mit eigenen Augen.

Wie gehen wir damit um, wenn wir zugeben müssen, dass wir vor Ort waren aber das Entscheidende nicht gesehen haben? Am Ende der Schreckensherrschaft von Pol Pot und seiner Roten Khmer lagen auf den killing fields hundertausende Tote. Mehr als 1,7 Millionen Menschen starben durch Hunger, Zwangsarbeit und Hinrichtungen.

Im literarischen Bericht „Pol Pots Lächeln“ untersucht Autor Peter Fröberg Idling die Blindheit einer schwedischen Delegation von 1978, die nichts vom staatlichen Terror mitbekam. Ihre optimistischen Berichte aus Kambodscha fielen im Westen auf fruchtbaren Boden. Der Vietnamkrieg und die Politik der USA mobilisierten Unzählige. Tagsüber wurde auf den Straßen für Frieden und gegen die imperialistische Ausbeutung demonstriert; nachts diskutierte man und verfasste Flugblätter, studierte Marx und Mao, sammelte Geld für die fernen Befreiungskämpfe.

Wie sehr verstellt unsere Absicht unseren Blick? Die Schauspielerin Anne Hoffmann und die Regisseurin Ruth Messing versuchen zu verstehen und begeben sich ausgehend von Idlings Reportage auf eine Spurensuche hierzulande und im heutigen Kambodscha; sie rekonstruieren in Berichten, Zeugenaussagen und Reisetagebüchern jene Verschiedenheit der Perspektiven, die schwindlig macht.

Was werden uns künftige Generationen vorwerfen? … Eine Inszenierung… in Anlehnung an Peter Fröberg Idlings Bericht auf Spurensuche nicht nur in Kambodscha, sondern auch hierzulande… (neues deutschland 2015)

„Highlight des „Friedenslabors“ war das Gastspiel Pol Pots Lächeln oder Recherchen zum guten Glauben. (…) Wollte niemand von dem Völkermord wissen? Oder wusste es tatsächlich keiner? Schauspielerin Anne Hoffmann und Ruth Messing gehen dieser Frage in ihrem Rechercheprojekt nach. Mit den vielen Glühbirnen, Schreibtisch-, Steh- und Stirnlampen auf der Bühne wirft sie buchstäblich verschiedene Lichter auf das Thema.(…)Eine gelungene Inszenierung.“ (Neue Osnabrücker Zeitung 2016)

Im Anschluss an die Vorstellung am 29. Juni findet ein Publikumsgespräch mit den Macherinnen von "Pol Pots Lächeln" in der Bar des Theaterdiscounters statt.


Mit Anne Hoffmann Regie Ruth Messing Video Ines Schiller Musik Camill Jamal Bühne Moritz Frei Recherche/Dramaturgie/Fassung/Produktion Anne Hoffmann / Ruth Messing Mit freundlicher Unterstützung durch Peter Fröberg Idling Gefördert durch Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten Koproduktion Theaterdiscounter

Anne Hoffmann studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Sie spielte am Staatstheater Darmstadt u.a. das Gretchen im Faust und die heilige Johanna der Schlachthöfe. Sie gastierte am Lichthof Hamburg, am Maxim Gorki Theater, der Jungen Oper Stuttgart, dem Hamburger Schauspielhaus und am Theater Osnabrück. 2014 reiste sie einen Monat durch Kambodscha, im Gepäck „Pol Pots Lächeln“ von Peter Fröberg Idling, und wusste schon damals, dass sie diesen Stoff auf die Bühne bringen will.

Ruth Messing studierte Theater,- Film- und Medienwissenschaften in Wien. Sie war Stipendiatin bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth 2010, Regieassistentin an der Badischen Landesbühne Bruchsal und dem Staatstheater Hannover. Am Schauspielhaus Hannover inszenierte sie neben anderen Stücken „Schillers Räuber. Ein Abend für fünf Spieler und einen Geräuschemacher". Seit der Spielzeit 14/15 inszeniert sie u.a. in Ingolstadt, dem Theater der Stadt Aalen und dem Stadttheater Bremerhaven.

Kartenpreise € 13,- / ermäßigt € 8,-