Publikumsbeschimpfung (Peter Handke)

2008 Jan

Die beiden Haus-Regisseure des Theaterdiscounters inszenieren sich gegenseitig und begeben sich mit Absicht und bei vollem Bewusstsein in eine Ausgangssituation, die den Betrachter nicht nur zufällig an Becketts „Endspiel“ denken lässt: „Ah, wir sind dran? jetzt spielen wir? (nicht).“

Im brutalstmöglichen Selbstversuch stellen sich zwei Nicht-Spieler einen Abend lang der „Krise der Repräsentation“. Der Weg ist ungewiss, aber das Ziel ist klar:

„Hier wird nicht dem Theater gegeben, was des Theaters ist. Hier kommen Sie nicht auf Ihre Rechnung. Diese Bretter bedeuten keine Welt.“

Zum Abschluss der fast 5 Jahre währenden Wahrheitssuche im Sumpf der theatralen Lügen regnet es Schimpfwörter statt Rosen auf ein Publikum, das uns mutig und konstruktiv gefolgt ist.

Dieses Theater war arm an Molton und Illusionen. Dieses Theater war ehrlich in seiner Suche und Formulierungswut. Dieses Theater unterschied keine künstlich geschaffene von der realen Welt. Dieses Theater leistete einen wirkungsvollen Beitrag zur Abschaffung seiner selbst. Dieses Theater hat die gesteckten Erwartungen nicht erfüllt.

Sie waren hier vollkommen. Wir danken Ihnen. Gute Nacht.


Von und mit Georg Scharegg / Patrick Wengenroth