REISE NACH PINA BAUSCH
/ Filmtheater von Alvaro García de Zúñiga und Leopold von Verschuer
Dez
Dieser Theaterabend tarnt sich als Filmpremiere und entpuppt sich als schräges politisches Verwirrspiel um die Frage nach persönlicher Integrität. Ein Regisseur präsentiert seinen Dokumentarfilm, der angeblich von Guerilla und Repression in Diktaturen am Beispiel Argentiniens handelt. Aber warum taucht die berühmte Choreografin Pina Bausch im Titel auf?
Zu lateinamerikanischen Rhythmen zeigt die Kamera den tristen Blick aus dem Fenster einer winterlichen Zugfahrt von Köln nach Remscheid. Die typische Off-Stimme des Dokumentarfilms spricht über die Einführung des Farbfernsehens, die Instrumentalisierung von Fußball und die Frage an Pina Bausch, warum sie bereit gewesen sei, unter der menschenverachtenden Militärdiktatur 1978 während der Fußball-Weltmeisterschaft in Buenos Aires zu gastieren. Bei der Ankunft in Remscheid irrt die Kamera durch den heruntergekommenen Bahnhof, doch Pina Bausch kann nicht interviewt werden… sie lebt in Wuppertal.
Die Off-Stimme des Regisseurs verwandelt sich in einen Live-Kommentar. Eine Frau im Zuschauerraum stellt das linke politische Engagement des Regisseurs infrage; der nämlich blendet in seiner investigativen Konfrontation die eigene Familiengeschichte als Sohn emigrierter Nazis aus. Die Vorführung muss abgebrochen werden. Ein Schuss fällt.
Der 2014 verstorbene uruguayisch-portugiesische Allroundkünstler Alvaro García de Zúñiga, dessen Vater nach dem rechten Militärputsch in Uruguay 1973 verschleppt und gefoltert wurde, reflektiert in Reise nach Pina Bausch auf ambivalent-subtile Weise das Verhältnis zwischen Freiheit der Kunst und politischem Engagement.
Mit Teresa Albuquerque / Silke Geertz / Leopold von Verschuer Text/Filmmontage/Regie Alvaro García de Zúñiga Kamera Leopold von Verschuer Übersetzung aus dem Französischen Leopold von Verschuer Produktion Teresa Albuquerque / Blablalab (Lisboa) + eugen & eugen prod. (Berlin)
Alvaro García de Zúñiga und Leopold von Verschuer verbindet seit 1998 eine enge Zusammenarbeit. Verschuer spielte Zúñigas erste Uraufführung theatre impossible in Lissabon, holte die Aufführung nach Deutschland und Österreich, wo sie preisgekrönt auf Festivals gastierte. Weitere Arbeiten folgten für den WDR und am Theater am Neumarkt Zürich, wo Zúñiga auch mit Silke Geertz arbeitete.
Kartenpreise € 15,- / ermäßigt € 9,-