Subjekt der Überstürzung (Marcus Steinweg)

2010 Okt

im Rahmen des Monologfestival 2010

Subjekte des Einverständnisses sind Subjekte einer unwahrscheinlichen Bejahung. Sie sagen Ja zur Wirklichkeit, wie sie ist. Das bedeutet nicht, dass sie die realen Ereignisse und Prozesse gutheißen. Die Einverstandenen riskieren einen Realitätsbezug ohne Wertung. Denn das Reale ist zunächst nichts als das Maßstablose. Das Reale geht seiner Ordnung oder Mäßigung in Wertmaßstäben voraus. Es ist, was jeden Maßstab übersteigt.

Das Subjekt bejaht sich als Autorität von Handlungen, die es nie ganz kontrolliert. Wären Entscheidungen und Handlungen restlos kalkulierbar, bedürfte es keiner Verantwortung und nicht einmal eines Subjekts. Damit Verantwortung möglich ist, muss das Subjekt alle Risiken der Geschwindigkeit, der blinden Überstürzung auf sich nehmen, um über dem Abgrund seiner elementaren Ohnmacht die Autorität zur Entscheidung zu wagen, die alles andere als selbstverständlich ist.


Von und mit Marcus Steinweg

Marcus Steinweg (*1971 in Koblenz). Philosoph, lebt in Berlin und arbeitet an einer Theorie des Subjekts. Stetige Zusammenarbeit mit Künstlern wie z.B. Thomas Hirschhorn oder Rosemarie Trockel. Publikationen beim Berliner Merve Verlag u.a.: „Subjektsingularitäten“ (2004), „Behauptungsphilosophie“ (2006), „Aporien der Liebe“ (2010). Aktuell kuratiert er die gleichnamige Ausstellung „Aporien der Liebe“ die bis zum 30.10.2010 im BQ in Berlin-Mitte zu sehen sein wird.Bei diaphanes gibt er die Zeitschrift Inaesthetik heraus, die sich an der Schnittstelle von Kunst und Philosophie befindet.