THE WORLD AT LARGE BARELY MOVES ME / SCHADE, DU HAST SO NE KOMISCHE WELTANSCHAUUNG

von Eleganz aus Reflex

2023 Apr

Ein Abend über zwei Menschen, die Freunde waren. Über Ambivalenz, Konkurrenz und Antisemitismus. Die Keramikerin Marguerite Friedlaender und der Bildhauer Gerhard Marcks prägten maßgeblich das deutsche Kunsthandwerk. Sie, die jüdische Weltbürgerin, musste vor den Nazis fliehen. Er blieb und setzte seine künstlerische Arbeit fort. Ihre Entwürfe werden noch heute von der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin produziert. Er schuf zahlreiche bekannte Skulpturen und Plastiken.

Der Blick auf die beiden Kunstschaffenden am Bauhaus Weimar und der Burg Giebichenstein in Halle beleuchtet auch eine Zeit, in der viele Menschen in Deutschland Antisemitismus als natürlich empfanden. Wie war diese Freundschaft vor diesem Hintergrund dennoch möglich und wie eine kritische Auseinandersetzung miteinander?

Das Publikum wird Zeuge eines lebendigen sich auffächernden Gesprächs zweier sich sehr vertrauter Menschen und ihrer gelebten künstlerischen Kooperation. Der Abend verwebt die Realität des Nationalsozialismus in die Gespräche und fordert, auch mit Verweis auf das Attentat auf die Synagoge in Halle, dazu heraus, sich mit den durch die deutsche Gesellschaft gehenden tiefen Gräben von damals bis heute zu konfrontieren. Und er entwirft auch die Möglichkeit einer anhaltenden Praxis des Dialogs.

“Zwei Menschen kommen, vertieft ins Gespräch, auf die Bühne. Es geht um runde und eckige Formen, Keramik, Bronze und Ton, die Sache und die Kunst. Die Welt ringsherum scheint für diese beiden Künstler, einen Mann und eine Frau, nicht zu existieren. Doch in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus war es in Deutschland unmöglich, Teekannen, Geschirr und Plastiken zu schaffen, ohne in den Mahlstrom der Politik zu geraten. (…) so sind es vor allem jene Briefpassagen aus den Nachkriegsjahren, die verstören. Und die Intensität der Gespräche über die Kunst kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gift des Antisemitismus selbst in jenen wirkte, die vorgeblich keine Vorurteile und jüdische Freunde hatten.” FAZ 07, 2022


Am 27. April lädt Carolin Millner gemeinsam mit Christina Brinkmann in Zusammenarbeit mit Theaterscoutings Berlin zu einem Publikumsgespräch.




Text/Regie Carolin Millner Dramaturgie Lisa Schettel Figurenspiel-/bau Elsa Weise Bühnen/Kostüm/Licht Maylin Habig / Nils Wildegans Musik Jacob Bußmann Spiel Sarah Gailer / Benjamin Müller Produktionsleitung Jasna Witkoski Regieassistenz Sylvia Eck Beratung Leon Kahane Produktion ELEGANZ AUS REFLEX GbR Koproduktion NFT - Netzwerk Freier Theater über das Programm „Verbindungen fördern“ des BFDK gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Kooperation WUK Theater Quartier / studioNAXOS Gefördert von Kulturfonds Frankfurt RheinMain / Kulturamt Frankfurt am Main / GVL Gastspiel ermöglicht durch NFT-Netzwerk Freier Theater

ELEGANZ AUS REFLEX stehen für eine Form des Sprechtheaters, die in enger Verbindung zu Performance und installativer Kunst steht und sich in seinen Stückentwicklungen mit historisch-politischen Themenkomplexen auseinandersetzt und werden vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main mehrjährig institutionell gefördert.

Kartenpreise 25€ / 15€ / 10€ (Solidarisches Preissystem)