White on White #3
Jan
Performance in Englischer Sprache!
am 29. Künstlergespräch nach der Vorstellung
Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Weiße Männer"
Willkommen im Wohnzimmer zweier Weißer Männer, die Sie bei Tee und Zigaretten zu einem Abend ohne Überraschungen begrüßen. Während sie gemütlich am Tisch sitzen und rauchen, fabulieren sie munter über die Bedeutung des eigenen Weißseins und stellen das Programm des Abends vor. Es wird um Weiße und Schwarze Bühnenräume gehen, um Vorstellungskraft im Allgemeinen und Grenzüberschreitungen in der Performancekunst im Besonderen. Sie kündigen an, dass sie am Ende der Vorstellung auf die Bühne scheißen werden. Ganz real. Es geht also um Weiße Männer, die einen Haufen Scheiße produzieren und die versuchen uns, die Zuschauer, davon zu überzeugen, dass damit kein Tabubruch gemeint ist. Weiße Männer, die uns damit etwas über Rassismen vermitteln wollen. Aber wie?
Warum ist die Black Box schwarz? Warum ist der White Cube weiß? Oder anders: wie sähe ein Theater aus, das die Kritische Weißseinsforschung zur Grundlage hat? Wie ein Spielplan in Deutschland? Nochmal anders: Was muss in unsere Kunsträume hineingetragen werden, damit sie weniger Weiß werden?
Diese scheinbar harmlosen Fragen sind für das deutsch-schwedische Performer-Duo Iggy Malmborg und Johannes Schmit Ausgangspunkt ihrer Serie White on White, in der sie die Konfrontation mit der eigenen Perspektive, der des Weißen Mannes, ausagieren, die Identifikationspolitik von repräsentativen Räumen sezieren und dabei die verdeckte Normalität des Weißseins offen legen. Sie wenden die Beobachtungsperspektive des „Weißen Forschers auf das Andere“ auf sich selbst an und stellen sich der Angst, repräsentativ zu sein.
In der Logik von White on White bilden die Kunst- und Theaterszenen die Avantgarden des Weißseins. Die Black Box der Postmoderne – jener Kasten, der sich selbst als Speerspitze der kulturellen Vermischung begreift – unablässig produziert sie den Weißen Ort: wer sie betreten kann, wird Gesellschafter des Weißen Privilegs, wer ihre Gesten lernt, Präsident von Amerika, Othello in Köln spielt er trotzdem nicht.
Als theatraler Beitrag zum multikulturellen Dialog bemüht sich White on White #3 darum, der weißen, europäischen Mehrheitsgesellschaft eine Stimme zu geben / ihr das Privileg des Schweigens zu nehmen. Im Theaterdiscounter installieren sie dafür eine stilisierte Black Box und vollziehen Entlang eines Archivs der Performancekunst Rituale des Weißseins, die in der Offenlegung ihres Innersten kulminieren: In einem durch und durch unkontroversen Schiss auf die Bühne.
"The small brown pile, so private and so spectacular, when it comes to lie at the end on the carpet as a product of the oral and the anal: it succeeds. But a feeling of melancholia spreads in the space, given the fact, that an era may have come to its end.”
Barbro Westling / Aftonbladet 31.10.2011 / Schweden
White on White #3 -- a non-controversial shit in the blackbox from white on white on Vimeo.
Von und mit Iggy Malmborg / Johannes Schmit Lichtdesign Daniel Goody Visualdesign Ralf Hauenschild In Kooperation mit INKONST, Malmö (SE) / Theaterdiscounter, Berlin (D) Mit freundlicher Unterstützung durch Kulturrådet Schweden / NORDEN Kulturkontakt Nord
White on White, das deutsch-schwedische Performer Duo Iggy Malmborg und Johannes Schmit, widmet sich seit drei Jahren mit Leidenschaft dem Anblick des Normalen auf europäischen Bühnen. Erklärtes Ziel ist die Umwandlung der theoretischen Erkenntnisse der sogenannten Kritischen Weißseinsforschnung in produktive Kräfte für das Feld des Ästhetischen. Alternativ zu jenem Multikulturalismus geheißenen Konzept von Repräsentation begegnet die theatrale Serie der Frage nach Aneignung/Vereinnahmung des Fremden mit einer radikal diskreten Geste: White on White widmet sich dem Weißsein.
„Plötzlich sind die Dinge, die du tust, nicht länger einfach so wie sie sind, sondern du tust sie, weil du Weiß bist und einer spezifischen, privilegierten Kultur angehörst. Was du auch tust, du repräsentierst Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft, die ständig versucht, sich selbst unter der Kapuze der Unsichtbarkeit zu verstecken.“
Weitere Informationen unter www.whiteonwhite.eu